Froschradweg

21. – 24. Juni 2002

 

 

Roadbook zur
Jahrestour des T.f.b.R.


 

Teilnehmer:
Chrissi, Robby, Walter, Bello

Motto:
„The same procedure as last year, Bello?“
„The same procedure as every year, T.f.b.R.!“



Die Anreise

Die 12. Radtour des T.f.b.R führt uns wie immer, so auch diesmal wieder, durch Ostdeutschland.

 

 

Nachdem zunächst der Spreeradweg von der Quelle zur Münde vorgesehen war, haben wir uns dann doch für den Froschradweg in Kombination mit dem Spreeradweg entschieden. Verantwortlich für Planung und Organisation bei der Durchführung ist Bello, unser „Auszubildender“. Er legt nach dreijähriger „Ausbildung“ dieses Jahr seine Gesellenprüfung ab.

Walter startet als Erster am Freitag um 9:00 Uhr in Hamburg und reist mit IC 871 „Käthe Kollwitz“ nach Berlin-Lichtenberg. Umbauarbeiten am Lehrter Bahnhof bedingen diesen Umweg. Im Zug hört er die Ansage „Brasilien - England 2:1“. Nach dreimaligem Umsteigen erreicht er Tina und Chrissis Haus und stellt sein „Brückengeländer“ im Garten ab.

Bei Bine, Cristian und Robby - Bello ist auch bereits da – sehen wir die erste Halbzeit des WM-Spiels Deutschland - USA, Stand 1:0 durch ein Tor von Michael Ballack. Danke für die Käseplatte für Walter, an der auch Bello partizipiert!

Nun folgt der gemeinsame Start bei Chrissi. Tina verabschiedet uns; was wir zuvor auch von Bine und Klein-Christian gemacht haben. Wir radeln knapp 9 km durch Berlin. Mit der S‑Bahn geht es bis zum Bahnhof Spandau. Im Zug erfährt Robby per Handy, daß die deutsche Elf mit 1:0 gewonnen hat.

Mit Verspätung fährt unser Zug in Richtung Hoyerswerda.

In Hosena steigen wir aus dem engen und wackelnden Zug auf unsere Räder. Nach ca. 5 km erreichen wir Hohenbocka und gönnen uns auf dem von Bäumen umsäumten Dorfplatz den Begrüßungstrunk.

 

 

Erste Telefonate werden abgesetzt. Danach geht es noch ca. 20 km weiter nach Bernsdorf.

Weiter nach Weißig zum „Grete Weiser-Haus“. Nach diversen Wegauskünften („Das ist aber schwierig zu finden ...“), die uns immer wieder zum Umkehren veranlassen, erreichen wir schließlich das „Haus am blauen See“. Die ersten Minuspunkte für Bello. Das Haus, das auf den Grundmauern des Sommerdomiziels von Grete-Weiser errichtet wurde, hat daher auch den Namen „Grete-Weiser-Haus“. Die Pension ist insofern „Belegt“ als dort die „Serenade bei Kerzenschein“ stattfindet.

Bello nimmt den Schlüssel für unser Nachtquartier, das nahegelegene „Anglerhaus“, in Empfang. Qualitätsurteil: Außen pfui, innen auch nicht viel besser.

Nach dem Zimmerfassen wandern wir zu Fuß direkt am See entlang zurück zum „Grete-Weiser-Haus“ um dort zu Abend zu essen. Eine Abendgesellschaft, die später Jazz und Klassik hören wird, ißt im Regen und wartet unter anderem auf die ältere Sopranistin.

Eine extrem hektische Wirtin bringt uns bald Flaschenbier. Plötzlich ein Hilfeschrei von der Wirtin. Walter eilt hinaus, und denkt, daß er Lebenshilfe leisten muß. Statt dessen muß er über eine steile Außenleiter vom Dachboden die Sonnenschirme herunterwerfen. Eine halbe Stunde später bekommen wir unser Essen. Es ist ordentlich. Mit Hilfe einer Fackel finden wir im Stockdunkeln zu unserem Quartier zurück. Jugendliche baden und Angler wollen die ganze Nacht ihr Glück suchen.

1. Tag

Heute am Samstag haben wir 95 km vor uns. Deshalb stehen wir um 7:00 auf. Es ist windstill und trocken. Viele Vogelstimmen sind hier im Wald zu hören. Die Sickergrube stinkt.

Der Start am heutigen Morgen ist etwas schwierig; immer wieder Orientierungsstops. Dabei gelangen wir unbemerkt auf den Froschradweg in Richtung Hoyerswerda und fahren dadurch fast im Kreis.

Nach 13 km sehen wir eine große Wisentherde mit vielen, mehr bärenhaft wirkenden Jungtieren. Gegenüber der erste Storch.

In Sollschwitz merken wir den polnisch-katolischen Einfluß. Nahezu vor jedem Haus ist Christus am Kreuz oder eine andere Reliquie aufgestellt. Fast immer vergoldet. Sie stehen auf Stein oder Holzsockel.

Gegen 11:00 Uhr pausieren wir in Neschwitz (Njestvaciclia). Unsere Rast vor der gerade schließenden Bäckerei liegt an der Hlowna (Hauptstraße). Wir haben bereits 28 km auf dem Tacho. Wie gesagt, einige nicht geplante Umwege darunter. Minuspunkt für Bello? Die Sonne ist jetzt voll da. Gegenüber in einer Werkstatt können Walter und Bello ein wenig Fußball mithören. Korea gewinnt im Elfeterschießen 5:3 gegen Spanien!

Um 12:45 gibt es in Lippisch nach 46,5 km von einer dicken Wirtin vier Getränke und zweimal Bockwurst. Dabei werden wir vom Teckel des Hauses verbellt. Er hat dieselbe Figur wie sein Frauchen.

In der Warthaer Heide gibt es gegen 15:00 Uhr und bei guten 26°C in Wartha draußen in der Sonne eine kleine Pause. Dort tagt ein Fledermausverein. Einige Teilnehmer sehen ihren Lieblingstieren sehr ähnlich.

Nach langen Steigungen erreichen wir kurz vor 17:00 und nach 91,29 km den „Gasthof am Markt“ in Diehsa. Wir sitzen gemütlich draußen, duschen dann schön und treffen uns gegen 19:00 Uhr zum Essen. Eine sehr umfangreiche Karte hat das Haus. Beim Bestellen eines schlechten Korns zum Verteilen erhalten wir glatt einen Doppelten. Beim Abendspaziergang sehen wir vor dem Gewandhaus eine Teil der Hochzeitsgäste, die nachts ausdauernd feiern wird.

2. Tag

Am Sonntag messen wir 27,5°C als wir um 7:30 Uhr den Hof betreten. Es haben nicht alle gut geschlafen. Besonders Bello dauerte die Hochzeit viel zu lange. Beim Frühstück erfahren wir das Diehsa seit 1670 Marktrecht hat. Hiervon zeugen die sehr schön restaurierten Marktstände vor dem Hotel.

Bei Kilometer 7,3 stellen wir fest, daß wir erst 3,3 km von Diehsa entfernt sind – „geplante Landschaftsbesichtigung!?“. Hierfür gibt es weitere Minuspunkte für Bello. Kurz vor Niesky sehen wir in einem Garten ein kleines Eisenbahnmuseum. Chrissi ist aus dem Häuschen.

Nach 21 km um 10:30 Uhr sehen wir im seenreichen Mückenheimer Forst ein Waldbad, das wir sofort ansteuern. Danke, Chrissi für den Eintritt. Ein wunderschönes Bad. Wir sind begeistert. Nicht nur Sand vor sondern auch im Wasser, so dass wir ganz bequem zum Schwimmen gehen können. Es mögen 22°C Wassertemperatur sein, lieblich ist das grünliche Nass, umstanden von Birken und Kiefern – und es ist nicht viel los. 15 Minuten Badezeit.

Bello und Chrissi haben sich an den Oberarmen einen mittelschweren Sonnenbrand zugezogen. Wir nutzen das Anziehen nach dem Baden dazu, die Jungs zu verarzten. Chris ist auch im Gesicht ganz schön rot – na kein Wunder – unser „Frontfahrer“.

Gegen 10:45 erreichen wir die Neiße südlich von Rothenburg bei Nieder Neuendorf. Diese westliche Neiße zeichnete Stalin in Jalta mit einem Federstrich in die Karte während Roosevelt und Churchill die östliche Neiße meinten. Jedenfalls sehen wir am anderen Flußufer Polen. An einem kleinen Wehr werden Kajak- und Schlauchboottouren angeboten. „Aber bitte nicht am polnischen Ufer festmachen!“ Chris hat Interesse - die anderen wollen lieber radeln. Wir rasten kurz und trinken ein warmes Bier bzw. selbst gemixten Radler am rauschenden Wehrwasser. Angler sind am polnischen Ufer zu sehen. Einige unserer Jungs sind ein wenig müde. Ein Schläfchen täte gut. Der Wind steigert sich auf drei Stärken. Es herrscht nur noch leichte Blaubewölkung, Temperatur etwa 28°C.

Es geht weiter nach Norden am Grenzfluß zwischen Polen und Deutschland entlang - am Rande der Muskauer Heide.

In Podrosche sitzen wir mittags in der Sonne. Wunderbar hat Bello diese Rast in „Martins Imbiss“ getimet. Wir sitzen dicht an der Neiße und schauen über die Grenzbrücke nach Priebus/Prezwóz. Hier genehmigen wir uns den ersten Küstennebel dieser Tour. Während wir gestern an sehr schönen, meist bewirtschafteten Teichen vorbeifuhren, geht es heute viel über „Stock und Stein“ sowie mit Scherben durchsetzten Sand. Alle Reifen halten. Wir diskutieren, evtl. ein paar Kilometer durch Polen zu fahren, aber Bello hat weder Ausweis noch Pass dabei.

Vor Bad Muskau sehen wir erneut Störche. Diesmal zwei besonders schöne Exemplare. Der Ort ist langgezogen und teilweise steil.

Dann geht es weiter - erneut direkt an der Neiße entlang. Mehrfach befinden wir uns 10 bis 15 m über dem Fluß und schauen nach Polen. Walter besteigt zwischendurch einen Hochsitz und besichtigt die eine oder andere Hinweistafel am Wegesrand.

Um 17:20 Uhr erreichen wir nach 84,99 km Gablenz und sitzen beim „Ankommerbier“ in der Sonne. Bello hat gute Zimmer besorgt. Kurz vor 20:00 Uhr treffen wir uns zum Abendessen. Anschließend noch ein Abendspaziergang und ein gemütlicher Abend.

3. Tag

Als wir am Montag kurz nach 07:00 Uhr aufstehen finden wir einen bedeckten Himmel vor. Es sind auch nur 20°C.

Nach 12 km geht lange durch Schleife. Eine Riesenbaustelle zwingt uns zum konzentrierten Fahren. Vor der örtlichen Raiffeisenbank entfernt Chrissi ein Tierchen aus den Haaren unter seinem Helm.

Bei 223 Radkilometern verlassen wir bei Neustadt den Froschradweg und biegen auf den Spreeradweg ein.

Es ist ein wunderschön ausgebauter Radweg an der Spree entlang. Es flutscht gut bei uns – und wieder ein Pluspunkt für Bello!

Bei der Einfahrt nach Spremberg nehmen wir die Hilfe eines, auf einem normalen Rad fahrenden älteren Herren in Anspruch. Mit den Worten „Folgen Sie mir“ fährt er uns voraus. Wir haben Mühe sein Tempo bis zum Gartenlokal „Zur Post“ mitzuhalten. Direkt an der Spree etwas unterhalb der Hauptstraße machen wir nach 36 km die erste Rast. Walter trinkt eine „Berliner Weiße mit (grünem) Schuß“. Der Rest Radler oder Apfelschorle. Anschließend umrunden wir die große Talsperre Spremberg zur Hälfte. Skater und Rennradfahrer kommen uns dabei gefährlich nahe entgegen.

Unsere Tour neigt sich dem Ende. Bisher und auch bis zum Schluß haben wir mit dem Wetter Glück. Das wir vier uns hervorragend verstehen und auch ergänzen, braucht man eigentlich nicht zu erwähnen.

Kurz vor Chosebuz (Cottbus) bekommen wir endlich etwas zu Essen, nachdem wir drei bis vier Lokale vergeblich angefahren sind. Es ist halt Montag und damit in den meisten Gaststätten Ruhetag. Es folgt eine hübsche waldähnliche Parkfahrt hinein nach Cottbus. Spaziergänger und Jogger machen deutlich, daß es bis zur Stadtmitte und damit zum Bahnhof nicht mehr weit sein kann. Um 15:20 Uhr erreichen wir nach 68,96 Tageskilometern den Bahnhof Cottbus. Ab Mittag scheint die Sonne wieder merklich; insgesamt hat es sich aber abgekühlt.

Die Rückreise

Wir nehmen den Zug bis „KW“ (Königswusterhausen).

 

 

Danach weiter mit der S-Bahn bis S‑Bahnhof Bundesplatz. Am Schluß unserer diesjährigen Tour radeln wir noch ein paar Kilometer in Berlins „rush hour“. Im „Altensteiner“ genießen wir den Sonnenschein beim letzten Bier. Wir haben dreieinhalb wunderschöne Tage erlebt und reden über mögliche Ziele des nächsten Jahres.

Zum Abschluß beschließt der „geschäftsführende Vorstand des T.f.b.R“ einstimmig:

„Bello hat seine Gesellenprüfung bestanden!“